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Die Römer am Chiemsee und in Rimsting

Um 15 v. Chr. verlor das keltische Königreich Noricum durch die Expansion des Römischen Reiches seine Selbstständigkeit. Es gab eine Machtübernahme ohne Eroberungskämpfe und nach der Besetzung des Landes gründeten die Römer neue Siedlungen. Die Bevölkerung setzte sich aus Veteranen der römischen Armee, Zuwanderern aus dem römischen Reich, sowie aus einheimischen Kelten zusammen. Parallel dazu begann hier rund um den Chiemsee die Erschließung der Region durch den Bau von Villen und Gutshöfen. Diese dienten auch zur Versorgung der Bevölkerung und später auch des hier zum Beispiel in Bedaium a. Ch. (Seebruck) und Ad Enum am Inn (Rosenheim) stationierten Militärs.      

Sicher muss die römische Kultur einen großen Eindruck auf die einheimische Bevölkerung gemacht haben. Nie gekannter Luxus wurde plötzlich greifbar. Die römische Badekultur mit Thermen und Gebäude aus Stein ließen die eigenen Traditionen verblassen und schrecklich einfach erscheinen. Neue Handwerkstechniken, aber auch der Handel mit den Römern und deren umfassende Organisation und Verwaltung bedeutete z.B. das Ende von Hungersnot. Der Bau eines Straßennetztes ermöglichte einen schnelleren Transport und Austausch der produzieren Waren und auch römischer Luxusgüter. Für den Handel war auch vorteilhaft, dass eine einheitliche Geldwährung der Römer eingeführt wurde. Die Aussicht, an dieser Kultur teilzuhaben und später das römische Bürgerrecht zu erhalten, veranlaßte viele keltische junge Männer als Soldaten in sogenannten Auxiliareinheiten (Hilfstruppen) zu dienen.

Am Chiemsee entstand am Austritt der Alz aus dem Chiemsee ein Brückenübergang mit der Siedlung Bedaium und diese lag an der römischen Ost-West-Fernstraße zwischen Iuvavum (Salzburg) und Augusta Vindelicorum (Augsburg). Nachdem für diese Straße kein Name bekannt war wurde sie in neuerer Zeit als Via Julia bezeichnet. Diese größte Siedlung am Chiemsee erhielt ihren Namen von der regionalen keltischen Gottheit Bedaius, der hier in einem großen Tempel von den ansässigen Kelten und den Römern verehrt wurde. Der Ort entwickelte sich von einer Straßenstation zu einer bedeutenden Gemeinde (civitas), in dem Handel und Gewerbe blühte.

Peut.Karte IT Chiemgau römRömische Straßenkarte (Tabula Peutingeriana, Konrad Miller-Verlag 1887/88)
Foto Gde.Rimsting; der gelbe Pfeil markiert den Chiemsee mit Ortsbezeichnung Bedaio/Sammlung K.P. Horack

Ab 230 n. Chr. gab es wiederholt Raubzüge durch Germanen (Alamannen), die auch bis nach Bedaium kamen. Dabei wurde auch der Tempel zerstört. Deshalb wurde eine militärische Einheit (Legionäre der LEGIO II ITALICA aus Lauriacum, der heutigen Stadt Enns in Oberösterreich) nach Bedaium als Schutzeinheit verlegt. Diese Einheit errichtete in der Nähe der Brücke über die Alz, auf den Ruinen des Tempels, eine kleine Befestigung (Burgus oder Kleinkastell). Ein Teil der Legionäre versah hier als Beneficariereinheit ihren Dienst. Eine Art Straßenpolizei, die für die Sicherheit des römischen Fernstraßennetzes verantwortlich war. Diese meist extra für einige Monate abkommandierten Legionssoldaten, überwachten wichtige Kreuzungen, Flussübergänge, Passstraßen und Provinzgrenzen. Sie gingen auch gegen Straßenräuber und Wegelagerer vor. Sie unterstützten aber andererseits die von der Bevölkerung verhassten Steuer- und Zolleintreiber. 310 n. Chr. gab es ein Gefecht gegen plündernde Germanen bei Prutting (zwischen Rosenheim und Bad Endorf gelegen), das für die Legionäre siegreich endete. 

Bis auf eine kurze Besatzungszeit zwischen 401 und 406 n Chr. durch Vandalen und Alanen verblieb Noricum unter der Herrschaft der Römer. Nach der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustus 476 durch Odoaker, einem röm. Heerführer und späteren König von Italien (rex italiae) erfolgte durch diesen im Jahr 488 die Zwangsevakuierung der romanischen Bevölkerung und des Militärs nach Italien. Danach ließen sich germanische Zuwanderer im Voralpenland nieder. Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts ist eine systematische Besiedelung durch den Stamm der Bajuwaren feststellbar.

Dass die Römer sich auch im Gemeindegebiet von Rimsting aufgehalten haben, zeigen Funde aus der neueren Zeit. Ein riesiger Schatz an römischen Silbermünzen wurde in der Nähe vom Kalkgruber Berg an einem Hang gefunden. Zirka 600 - 1000 Münzen waren in einem Umkreis von 300 Meter von den Römern dort offensichtlich vergraben worden. Die genaue Anzahl ist nicht bekannt, weil der Erstfinder zunächst alles verschwiegen hat und die Münzen verkaufte. Es waren Münzen aus der Zeit von Kaiser Nero bis zu Kaiser Marcus Aurelius, also aus der Zeitspanne von 54 - 180 n. Chr. Vielleicht sind die Münzen wegen der Einfälle von Germanen dort versteckt worden. Von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege wurden bei einer Nachsuche weitere 60 Münzen dieser Kaiser entdeckt. Es sind auch Silbermünzen dabei, die den römischen Kaiser Trajan zeigen, der von 98 bis 117 n. Chr. regierte.

Die Gemeinde Rimsting konnte einige Münzen käuflich erwerben.

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Silbermünze (Denar) von Kaiser Trajan (Avers und Revers - Vorder- und Rückseite) aus dem Münzschatz vom Kalkgruber Berg

(c) K.P. Horack/Aus der Münzsammlung von K.P. Horack

Nachdem bereits auf dem Gemeindegebiet weitere Silbermünzen (Denare) und im Ortsteil Gänsbach eine römische Fibel (damaliger Gebrauchs- und Schmuckgegenstand) gefunden wurden, bestätigten sich 1996 die Vermutungen, dass sich im östlichen Bereich der Gemeinde Rimsting ein römischer Gutshof befunden haben muss. So stieß man bei den professionellen Probegrabungen unter der Aufsicht einer Archäologin auf römische Urnengräber. Das Gräberfeld wurde vorher ebenfalls von einem Sondengänger (ehrenamtlicher Mitarbeiter Landesamt für Denkmalspflege) entdeckt und dem Landesamt gemeldet. Hier wurde unter Anderem eine Fibel vom Typ Almgren 68 (einteilige, profilierte Fibel mit Sehnenhaken) gefunden. Dieser Fibeltyp datiert ebenfalls ziemlich genau in das 1. Jahrhundert n. Chr. von Kaiser Claudius bis Kaiser Nero. Der Typ Almgren 68 ist sowohl in den römischen Militärlagern zur Sicherung des Alpenvorlandes als auch in Ostdeutschland (Schlesien, Posen, Westpreußen) gefunden worden. Einzelstücke streuten bis in das nördliche Dänemark und nach Gotland.

Vitrine mit Römerfunden           FibelTypAlmgren68      

 

Bild der Exponat-Ausstellungsvitrine im Rathaus Rimsting und das Foto einer Almgren-Fibel (Replik nach Originalfund)/Sammlung K.P. Horack
Beide Fotos (c) Gemeindeverwaltung Rimsting 

Bei den vier Suchschnitten im Erdreich wurden Kupfer- und Bronzemünzen, eine Beilklinge und Fragmente weiterer Gewandnadeln (Fibeln) gefunden. Neben einer großen Anzahl von Tonscherben, vermutlich von den Graburnen, sind auch Scherben von hochwertiger Keramik (Terra Sigillata) ausgegraben worden. Terra Sigillata wird das elegante, glänzendrote Essgeschirr genannt, das über 500 Jahre im römischen Imperium in verschiedenen Töpfereien in Italien und den Provinzen hergestellt wurde. Im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. wurde der Bedarf Rätiens und Noricums durch Importe aus Gallien gedeckt. Bei Rosenheim am Inn wurden 170 n. Chr. in Westerndorf St. Peter und um 190 n. Chr. in Pfaffenhofen Töpfereien gegründet, die ihre Ware bis nach Ungarn und darüberhinaus auf dem Wasserweg (erst auf dem Inn und dann auf der Donau) oder dem Landweg lieferten.

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Die Fotos zeigen Terra-Sigillata-Replikate/Sammlung K.P. Horack 
Fotos (c) Dettendorfer, Gde. Rimsting 

Terra Sigillata wurde ursprünglich als Nachahmung kostbarer Metallgefäße durch Massenproduktion für weite Bevölkerungskreise erschwinglich. So gab es Service aus großen Platten und Schüsseln, sowie Teller, Becher und Näpfe. Diese wurden reliefverziert mit Tier- und Blattformen oder Götterdarstellungen. Becher mit Kerbschnittdekor imitierten sogar den Glasschliff.

Aus den verkohlten Knochensplittern und Beigaben konnten eindeutig Leichen-Brandgräber aus der Römerzeit festgestellt werden. Die Leichen wurden damals auf Scheiterhaufen verbrannt und die gefundenen Reste der Toten in Urnen bestattet.

Siehe "Bestattungsriten bei den Römern" 

Von der leitenden Archäologin werden weitere römische Brandgräber vermutet. Nur werden anhand der bereits geborgenen Fundstücke keine wertvollen Objekte mehr im Boden erwartet. Außerdem ist die Fundstelle archäologisches Sperrgebiet. Üblicherweise befanden sich die Urnengräber in ungefähr 300 Meter Entfernung zu einem römischen Gutshof, einer Villa Rustica. Nachdem man bisher nur die Gräber, aber noch nicht die dazugehörige Villa entdeckt hat, geht man davon aus, dass diese auf einem Geländevorsprung oberhalb des Gräberfeldes lag und in späterer Zeit überbaut worden ist. Die aus diesen Gräbern geborgenen Gegenstände und einige Münzen aus dem großen Münzschatz können im Rathaus Rimsting, Zimmer Nr. 2, in einer Vitrine besichtigt werden. 

Der von der Gemeinde Rimsting an der Bahnlinie München-Salzburg errichtete Wanderweg, eine Verbindung zwischen See- und Westernacherstraße, wurde auf Grund der Funde "Römerweg" genannt. Hier findet man auch einen Teil der unter dem Motto: "Kunst im Dialog" gefertigten Holzskulpturen aus dem Jahr 2001. Diese Skulpturen werden langsam im Laufe der kommenden Jahre als vergängliche Kunst verschwinden.

Klaus Peter Horack

 

Bestattungsriten bei den Römern

(Ein kurzer Überblick)

 Die Lebenserwartung war in römischer Zeit relativ gering. Auch die Kindersterblichkeit war sehr hoch. So wurde eine römische Familie regelmäßig mit dem Tod von Familienangehörigen konfrontiert. Meistens erfolgte der Tod im Kreise der Angehörigen, falls nicht der Tod auf dem Schlachtfeld, bei einer Reise oder am Arbeitsplatz erfolgte.

Die rituellen Handlungen bei Eintritt des Todes waren bei allen Bestattungsarten gleich und es gab eine einheitliche Bestattungssitte. Brandbestattungen waren genau so geläufig wie eine Körperbestattung.

Vor dem unmittelbar bevorstehenden Tod versammelten sich die Verwandten und Freunde am Bett des Sterbenden/der Sterbenden, um sich zu verabschieden und zu trösten. So wurde der letzte Hauch des/der Sterbenden durch einen nahestehenden Verwandten aufgefangen. Dem/der Toten wurden durch die selbe Person auch die Augen geschlossen und der eingetretene Tod festgestellt, indem man ihn/sie mehrmals bei seinem/ihrem Namen rief (conclamatio). Neben der Trauer um die geliebte Person ging auch die Totenfurcht umher, weil eine Vorstellung von einem möglichen Weiterleben nach dem Tode vermutet wurde. Der/die Verblichene wurde auf den Boden gelegt, gewaschen, gesalbt und bekleidet. War er/sie von Stand wurde er in seine Toga gehüllt und sie mit ihrem besten Gewand bekleidet. Oft wurde eine Münze als Fährlohn für die Überfahrt ins Totenreich unter die Zunge gelegt. Danach kam er/sie auf das Totenbett. Hier wurde er/sie mit den Füßen zum Ausgang des Hauses aufgebahrt. Weitere nachfolgende Zeremonien konnten einige Tage dauern. Mitglieder der unteren Klasse konnten aber früher verbrannt oder beerdigt werden.

Bei der besseren Gesellschaft erfolgte dann ein Trauerzug durch die Siedlung oder Stadt zu den außerhalb gelegenen Grabstätten. Der/die Tote wurde von seinen/ihren Verwandten oder auch von freigelassenen Sklaven getragen. Der Zug konnte von Musikanten und professionellen Klageweibern begleitet werden. Wachsmasken der Ahnen wurden ebenfalls mitgeführt.

Die eigentlichen Bestattungsriten begannen am Verbrennungsplatz oder an der Stelle der Körperbestattung. Bei der Körperbestattung wurde vor der Beerdigung auf die Leiche etwas Erde geworfen, bevor sie in das vorgesehene Grab in einem einfachen Holzsarg oder eingewickelt in Tücher gelegt wurde. Bei den Brandbestattungen gab es weitere Vorschriften, die zu beachten waren.

Vor der Verbrennung des/der Toten wurde ein Stück vom Finger abgeschnitten, das man nach priesterlichen Weisungen in der Erde vergrub, um den Verbrennungsort zu heiligen. Dann wurde der/die Tote mit seiner/ihrer Bahre auf einen blumengeschmückten Scheiterhaufen gelegt und ein letztes Mal beim Namen gerufen. 

Liebgewonnene Gegenstände und Geschenke wurden im Grab oder auf dem Scheiterhaufen deponiert. Unter Anderem auch Gegenstände, die laut Testament mit verbrannt werden sollten. Bei den Frauen war dies meist Schmuck wie z.B. Fibeln, Ringe, Armreifen und Halsketten. Hinzu kamen zum Zeichen der Trauer persönliche Geschenke der Angehörigen wie Blumen, Haarlocken oder eine Wegzehrung für den Weg in die Unterwelt. Tragisch war der Tod von Kindern. Hier findet man meistens Spielzeug.

Die Zeremonie war auch begleitet von Weihrauchopfern und man warf auch Gewürze und Kräuter ins Feuer, um den strengen Verbrennungsgeruch zu überdecken. Während der Verbrennung durften die Klagen nicht verstummen und über allem wachte die Göttin der Toten, Libitina, damit den Lebenden kein Fehler unterlief. War bei der Brandbestattung der Scheiterhaufen heruntergebrannt, wurde die Glut mit Wasser und auch Wein gelöscht. Die verbrannten Überreste, der Leichenbrand, wurden von den nächsten Verwandten aufgelesen und in einem Gefäß (Urne) deponiert. Die endgültige Beisetzung konnte Tage später erfolgen. Der Leichenbrand konnte auch mit wertvollen Essenzen übergossen werden. Die dabei verwendeten Gefäße (Balsamare) folgten in das Grab oder wurden der Urne beigegeben.

Aus Grabungsfunden sind römische Urnen in einfacher Form bekannt. Es gab auch welche mit einem aufgesetzten Gesicht. Spektakuläre Funde sind Graburnen aus Glas, wie sie zum Beispiel beim U-Bahnbau 2001 und 2011 in Köln gefunden wurden. 

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Zwei römische Graburnen aus Ton, Rekonstuktionen + Foto S. Nagl, sowie Replik einer Graburne aus Glas, (rechtes Foto Gde. Rimsting) nach einem Fund aus Köln. Alle drei Urnen Sammlung K.P. Horack

röm. Öllampe Replika klein

Gefäße für Speis und Trank gehörten auch zur Ausstattung eines Grabes.
Üblich war auch die Mitgabe einer Öllampe aus Ton. Zu den vorgeschriebenen Riten gehörte auch die Opferung eines Schweines, erst  dann war das Grab gesetzlich zu einem solchen geworden.
Ein am gleichen Tag abgehaltenes Totenmahl schloss die Zeremonien am Grab ab. 

 Replik einer Öllampe (Foto durch Gde. Rimsting)/Sammlung K.P. Horack

 

Zu Hause zurückgekehrt hatten sich die Hinterbliebenen und Teilnehmer an der Beerdigung einer mit Wasser durchgeführten Reinigungszeremonie zu unterziehen, da Personen, die an einer Bestattung teilgenommen hatten, als unrein galten. Sie durften auch nicht vorher mit anderen Menschen verkehren. Auch folgte durch die Hinterbliebenen die Opferung eines Hammels oder Widders an die Laren, die Hausgötter. Auch das Haus selbst wurde einer Reinigungszeremonie unterzogen, die mit einem Totenopfer und einem Trauermahl abgeschlossen wurde. Mit der Hinterlassung von Speise- und Trankopfern am Grab endete die meist mehrere Tage dauernde offizielle Trauerzeit.

Die Gräber befanden sich in der Regel außerhalb von Siedlungen und Städten und wurden entlang der Straßen angelegt. Reiche Römer ließen sich nach ihrem Tod ein Grabdenkmal setzen. Die sehr farbig bemalen Monumente waren zwischen 1m und bis zu 20m hoch und mit zahlreichen Bildreliefs geschmückt. Es entstanden richtige Gräberstraßen. Andererseits wurden auf dem Land Angehörige von Villen (Villa Rustica), Bedienstete und Sklaven in Sichtweite der Gebäude beerdigt. Zu Beginn des 5. Jh. nach Chr. war der Brauch der Feuerbestattungen im Römischen Reich erloschen.

768 n. Chr. wurde das Verbrennen des Leichnams von der christlichen Kirche als heidnischer Brauch verboten. 

 

Klaus Peter Horack

 

Bestattung in Bleisärgen

Als Besonderheit kann noch die Beerdigung in einem Sarkophag aus Blei gesehen werden, die in der römischen Welt ab dem 2. Jahrhundert nach Chr. verbreitet war und besonders in den großen Städten zur Anwendung gekommen ist. Ursprünglich aus den östlichen Gebieten des römischen Reiches stammend (Syrien) wurden diese Behälter vor allem im 3. und 4. Jahrhundert im Rahmen der Bestattungsriten weiter entwickelt. Sie wurden mit einfachen Dekoren geschmückt (Z.B. Perlenschnüre) und manchmal auch mit kleinen figurativen Elementen verziert.

 

Bleisarg 

Foto K.P.Horack, (c) K.P. Horack

Zur Zeit der Römer wurde Blei für unter Druck stehende Wasserleitungen, für Gewichte, Legierungen, Schleudergeschosse beim Militär, vereinzelt Urnen und auch für Sarkophage verwendet. Blei ist ein weiches Metall, wenig korrosiv und wieder verwendbar. Ein solches teueres Material für die Bestattung Verstorbener konnten sich nur sehr gut situierte städtische Bewohner leisten. In den großen Städten war die Tätigkeit mit Blei und der Herstellung von Sarkophagen mit Werkstätten verbunden, die Blei verarbeiten konnten bzw. damit handelten (Bleibarren). Bleisärge kamen auch nach den Römern im Mittelalter beim Adel zur Verwendung. 

Klaus Peter Horack

 

Ein römisches Landgut (Villa Rustica) am Chiemsee 

Römische Landgüter in den germanischen und gallischen Provinzen unterscheiden sich grundsätzlich von den Gebäuden in Italien und sind meistens als Porticusvilla mit zwei Eckgebäuden ausgeführt. Zwischen den Eckgebäuden, hier befinden sich die Wohn- und Arbeitsräume des Hausherrn und seiner Familie, liegt der Porticus mit einem zugänglichen offenen Säulengang. Porticusvillen sind der bekannteste Bautyp, der oft bei mittelgroßen Villenbauten anzutreffen ist. Das Bild unten zeigt eine Villa Rustica (Zeichnung Klaus Peter Horack):VillaRusticaZeichngScanX K.H.2020

(c) K.P. Horack

Beim Bau einer Neuanlage wird der Standort sehr sorgfältig ausgewählt. Der Boden soll sehr fruchtbar sein und die Nähe zu einer Quelle oder einem sauberen Bachlauf ist nötig. Das Gelände soll leicht abfallen, damit es trockene und feuchtere Lagen gibt in unmittelbarer Umgebung des Hofes. Fachberater, die sogenannten Seher, werden vor dem Bau der Anlage herangezogen. Diese prüfen den Boden, das Wasser und vor der Grundsteinlegung den Vogelflug, ob es negative Einflüsse der Gegend auf die Landwirtschaft gibt. 

Das Gelände einer Villa kann mit Hecken, Mauern und sogar Gräben umfriedet sein. Diese findet man öfters in den Randgebieten des Reiches und man bezeichnet diese auch als Wehrgehöfte. Bei den meisten Ausgrabungen wurden jedoch keine Hofumwehrungen ausgemacht.

Eine Umfriedung schließt den Villenbereich neben Wirtschaftsgebäuden ein. Innerhalb dieses Areals können sich neben weiteren Wohngebäuden und Stallungen auch ein Brunnen, ein Dreschplatz, eine Schmiede, ein Bereich zum Mahlen und falls nötig eine Darre zum Trocknen von Getreide, sowie ein Zier- und Kräutergarten befinden. Der Kräutergarten ist ebenso bestückt wie heutzutage - stammen die meisten Kräuter doch aus dem Mittelmeergebiet. Je nach Größe der Villa gibt es auch eine Teichanlage. Obstgärten werden auch zur Zierde angelegt; nicht unbedingt zur Selbstversorgung mit Obst.

Was in unserem Klima keine Erträge bringt wird herangeschafft. Kein Römer will zum Beispiel auf Datteln, Feigen, Oliven, Olivenöl, Wein, Gewürze (z.B. Pfeffer) oder Garum (römisch auch Liquamen genannt) verzichten. Das Garum ist das Standardgewürz in der antiken Küche. Es entstand dadurch, dass man nicht ausgenommene Meeresfische in eine Salzlake einlegte und in speziellen offenen Becken monatelang der Sonne aussetzte. Das fertige Gemisch wird ausgepresst und so lange gefiltert, bis eine bernsteinfarbige Flüssigkeit entsteht. Diese Würzsoße, (Fischsoße) wurde für salzige, aber auch für süße Speisen verwendet. 

Größere Villen verfügen meistens über beheizbare Baderäume oder einem Badehaus. Einige Räume in den Villen besitzen eine Fußbodenheizung mit gefliestem Fußboden und weisen sogar einen Kellerraum auf. Manchmal befindet sich auf dem Villengelände auch ein kleiner Tempel. Sehr luxuriös ausgestattete Gebäude mit Mosaikfußboden und aufwändigen Wandmalereien werden meistens von der römischen Oberschicht errichtet. Spezielle Handwerker, die diesen Beruf ausüben, werden mit dieser Arbeit beauftragt.

Der Besitzer (Hausherr) einer mittelgroßen Villa ist oft ein aus dem Militärdienst ausgeschiedener Veteran, der innerhalb der provinzialen Infrastruktur mit seinem Landgut meistens Versorgungsaufgaben für nahegelegene Städte oder militärische Standorte übernimmt, indem er den erwirtschafteten Überschuss auf dem Markt verkauft oder an das Militär liefert. Neben dem Hausherrn leben hier noch seine Familie, Arbeiter und Sklaven. Die administrative Arbeit übernimmt der Hausherr persönlich oder überträgt dies einem Verwalter. Meistens einem Sklaven seines Vertrauens. Die meisten Hausherren bleiben, wenn es sich um eine größere Anlage handelt, ihrem Anwesen fern und es ist nicht unüblich, das Villenareal in mehrere Parzellen aufzuteilen und diese an freie Bauern zu verpachten.

Je nach Region, der Bodenbeschaffenheit und der wirtschaftlichen Ausrichtung werden in den Provinzen andere landwirtschaftliche Produkte angebaut als im milderen Mittelmeerklima. Durch die bedeutend strengeren Wintermonate nördlich der Alpen wird zum Beispiel statt Weizen vermehrt Gerste, Dinkel oder Roggen geerntet. Beim Gemüse gibt es Unterscheidungen zur heutigen Zeit. So gibt es keine Tomaten, Kartoffeln, Paprika. Mais oder grüne Bohnen. Man kultiviert aber die einheimischen, mediterranen und asiatischen Pflanzen wie die mitgebrachten Zwiebeln, Knoblauch, Porree und Spargel. Hülsenfrüchte wie Erbsen und weiße Bohnen sind wichtig für die Eiweißversorgung. Als Zug- und Transporttiere werden Ochsen, Esel und Mulis gehalten. Das bei den Römern beliebte Fleisch liefern Schweine, Schafe und Ziegen. Letztere dienen auch zur Käseproduktion, da Milch kaum getrunken wird. Dazu kommt das Federvieh, das einen Gutshof bevölkert. Neben eingedickten Obstsaft aus Äpfeln und Birnen war noch der Honig als Süßmacher wichtig. Aber nicht jeder Hof betreibt aktive Imkerei, da dies ein Fachgebiet für Spezialisten ist.  

Villa Rustica Möckenlohe  Villa Rustica Möckenlohe 2
Rekonstruierte Römervilla Möckenlohe/südlich Adelschlag-Nassenfels im Altmühltal (Fotos (c) Fam. Donabauer)

Hier am Chiemsee sind mehrere Villenstandorte wie z.B. in Bernau, Breitbrunn oder Prien durch frühere archäologische Ausgrabungen bekannt. Allein im heutigen Deutschland sind durch archäologische Untersuchungen mehrere tausend Anlagen entdeckt worden. Die Größe variiert dabei zwischen den einfachen Villen bis hin zu großen Gutshöfen.  

Klaus Peter Horack

 

 

 

   Gemeinde Rimsting 
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